Was bedeutete das Wirken der Treuhandgesellschaft für Schmalkalden?

Mathias Günther

Das Wirken der Treuhand hinterließ im ganzen Osten Deutschlands seine Spuren. Das dies auch auf Schmalkalden und Umgebung zutrifft, bewies eine am 15. April angesetzte thematische Veranstaltung.

Eingeladen hatte dazu der Landtagsabgeordnete Ronald Hande. Er dankte eingangs Tobias Lehmeier, der den Abend im Vereinslokal der "Bergfreunde Schmalkalden" gut vorbereitet hatte.

Hande konnte als Gäste den ehemaligen Wirtschaftsredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ Dietmar Grosser und den ehemaligen Betriebsdirektor des früheren „VEB Kranbau Schmalkalden“ Peter Hammen begrüßen.

Der inzwischen siebzigjährige Dietmar Grosser erhielt zuerst das Wort. Er stellte die Frage: Was war die Treuhand? Die große Tragödie nach dem Glücksfall der Einheit? Der Ausverkauf des Ostens? Der Tummelplatz für Glücksritter, aus dem Osten wie aus dem Westen? War es die geplante Vernichtung von Arbeitsplätzen, Existenzen, menschlicher Hoffnung? War es  Korruption, Betrug und Verrat?

Grosser erinnerte daran, das die Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums nach der Wende binnen kürzester Zeit aus über 8.000 DDR-Betrieben wettbewerbsfähige Unternehmen machen sollte. Doch aus dem erhofften Aufbruch wurde ihm zufolge ein gigantisches Abwicklungsprogramm, dem in Thüringen zwei Drittel aller Arbeitsplätze zum Opfer fielen.

War die Treuhand also Totengräber der DDR-Wirtschaft oder war sie am Ende besser als ihr Ruf? Die Antwort wird im Auge des jeweiligen Betrachters liegen. Einzelne Erfolgsbeispiele, wie AWE Opel Eisenach, Multicar Waltershausen, VIBA Schmalkalden oder Thüringer Waldquell, welche heute mt "Vita Cola", Marktführer sind, rief Grosser in Erinnerung.

Er begrüßte zugleich die Einrichtung des Untersuchungsausschusses „Treuhand in Thüringen“ durch den Thüringer Landtag. Ihm zufolge sei das Thema „Treuhand“ immer noch stark emotional aufgeladen. Noch heute hat deren Arbeit Auswirkungen auf Menschen, seien viele menschliche Schicksale mit der Treuhandgeschichte verbunde

Einer der damals unmittelbar Betroffenen ist der Rentner Peter Hammen, heute Stadtrat von Schmalkalden.

Der 1943 Geborene schilderte die negativen Erfahrungen, welche er mit der Treuhandanstalt machen musste. Nach der Wende hatte Hammen als ehemaliger Betriebsdirektor des „VEB Kranbau Schmalkalden“ mit drei weiteren Führungskräften versucht, diesen Betrieb zu erwerben. Die Gruppe versuchte, den Betrieb auf diese Weise zu retten und in marktwirtschaftliche Verhältnisse zu überführen. Das dabei Erlebte kann als symptomatisch gelten für die Erlebnisse vieler Ostdeutscher, welche direkt oder indirekt von Entscheidungen der Treuhandanstalt betroffen waren.

Den einleitenden Beiträgen schloss sich eine Diskussion mit den Besuchern der Veranstaltung an. Kaum verwunderlich ging es dabei weniger um mögliche politische Alternativen zum damals eingeschlagenen Kurs der Treuhandpolitik. Vielmehr tauschten die anwesenden Bürger und Bürgerinnen Erinnerungen über persönlich Erlebtes aus. Die dabei zum Vorschein kommenden Schicksale machten verständlich, warum das Thema „Treuhand“ im Osten noch immer so stark emotionalisiert.