Lohnkürzungen machen niemanden gesünder!

Lena Saniye Güngör, gesundheits- und arbeitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, zeigt sich empört über die Forderung von Allianz-Chef Oliver Bäte, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag abzuschaffen:

„Was Herr Bäte da fordert, ist de facto eine Anweisung an Beschäftigte, krank zur Arbeit zu gehen – und das in einer Zeit, in der wir inzwischen alle gelernt haben sollten, wie wichtig es ist, Infektionsketten zu unterbrechen“, so Güngör. Sie betont, dass dieser Vorschlag nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel setze, sondern auch die der Kolleginnen und Kollegen und weiterer Dritter: „Wer krank arbeitet, gefährdet andere. Das hat nichts mit Eigenverantwortung zu tun, das ist schlicht verantwortungslos.“


Güngör erklärt weiter, dass der Vorschlag Beschäftigte unter Druck setze, weil viele finanziell keine andere Wahl hätten, als krank zu erscheinen. „Herr Bäte sollte lieber darüber nachdenken, wie Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen verbessern können, statt Beschäftigte in diese Zwickmühle zu treiben.“ Die Fachpolitikerin verweist darüber hinaus auf wissenschaftlich belegte Erkenntnisse, die zeigen, dass sogenannter Präsentismus – also krank zur Arbeit zu gehen – langfristig höhere Produktivitätsverluste und Schäden verursacht als durch eingesparte Krankentage jemals kompensiert werden könnten. „Mit solchen Vorschlägen wird weder die Wirtschaft gestärkt noch die Produktivität gesteigert. Stattdessen schadet man den Beschäftigten und wälzt die Kosten der gesundheitlichen Folgen auf die Allgemeinheit ab“, erklärt Güngör.

Ein Krankenstand, der auf schlechte Arbeitsbedingungen zurückgeht, lässt sich laut Güngör nicht durch Druck und finanzielle Kürzungen lösen: „Weniger krank wird man nicht, wenn man Angst um den Lohn haben muss. Man wird weniger krank, wenn die Arbeitsplätze sicher und die Anforderungen fair sind. In Thüringen“, so die Abgeordnete weiter, „lag der Krankenstand 2024 laut DAK mit 6,5 Prozent zwar deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 5,8 Prozent, jedoch lässt sich dies ursächlich nicht mit vermeintlicher Faulheit der Thüringer:innen erklären, sondern durch körperlich belastende Jobs, eine alternde Belegschaft und den Anstieg psychischer Erkrankungen. Die Idee, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen, ignoriert diese Realität und würde die Belastung der Arbeitnehmer:innen weiter verschärfen, statt endlich in bessere Arbeitsbedingungen und präventive Gesundheitsmaßnahmen zu investieren.“

Soziale Sicherheit, so die Fachpolitikerin, dürfe nicht von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen torpediert werden: „Wir werden uns entschieden gegen solche Angriffe auf die Rechte der Beschäftigten stellen. Denn gesunde Menschen und gute Arbeitsbedingungen sind die Basis für eine funktionierende Gesellschaft – nicht Manager, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbeireden“, bekräftigt Güngör abschließend.